Kai Schöneberg (7.6.2023): “ … In den vergangenen zehn Jahren habe die [Deutsche Bank] insgesamt mehr als 23,5 Milliarden Euro extra an Vorstand und Mitarbeitende gezahlt, gut dreimal so viel wie der Gesamtgewinn der Bank in diesem Zeitraum und trotz immenser Verluste in einigen Jahren. Das zeigt eine Auswertung der Nichtregierungsorganisation Finanzwende. …“ | https://taz.de/NGO-kritisiert-Deutsche-Bank/!5936354/
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Grauton Mittwoch, 18:11: “ … Gibt es irgendein rationales Argument für diese Vergütungen? …“
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Georg Diez (27. September 2022): “ … Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Büchern, die ziemlich klar und überzeugend beschreiben, was der versteckte Fokus des gegenwärtigen Faschismus ist: die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008, auch die Große Rezession genannt. Zur Erinnerung: Die Krise wurde erzeugt durch radikale Deregulation, durch künstliche Blasen etwa im Immobilienbereich, durch betrügerische Praktiken, Spekulation, Gewinnstreben, Gier – und die Lösung war, denen, die schuld waren an dem Ganzen, existenziell zu helfen, während die, die die Opfer der Scharaden waren, die Rechnung bezahlen mussten. … Dass es im frühen 21. Jahrhunderts zu solch massiven antidemokratischen Umbrüchen kommt, schreibt der britische Politikwissenschaftler Jonathan Hopkin in seiner eindrucksvollen Studie Anti-System Politics, liegt am „Versagen des Neoliberalismus, ökonomischen Wohlstand für mehr als nur die Wenigen zu schaffen und sich demokratisch einbetten zu lassen“. … so beschreibt es auch Philip Mirowski in dem Buch Untote leben länger. Warum der Neoliberalismus nach der Krise noch stärker ist; so beschreibt es Mark Blyth in Austerity. The History of a Dangerous Idea; so beschreibt es Clara Mattei in The Capital Order. How Economists Invented Austerity and Paved the Way to Fascism, das im November erscheint und sich speziell mit dem italienischen Beispiel befasst. Und die Warnungen waren ja da. Das, was der Politikwissenschaftler Yascha Mounk einmal „illiberale Demokratien“ genannt hatte, also etwa die EU in ihrem Mangel an demokratischer Legitimation, verselbständigte sich in den 2010er-Jahren. … Das ist die Welt, die wir zugelassen haben. Wir leben immer noch in den Ruinen von 2008. …“ | https://www.zeit.de/kultur/2022-09/italien-schweden-rechtsruck-kapitalismus-neoliberalismus
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Rafael Lutz (04.05.2019): “ … die Medienschaffenden seien durch ihre meist gutbürgerliche Sozialisation einer eigenen Selbstzensur ausgesetzt, die es ihnen verunmöglicht, aus ihrer westlichen Wahrnehmung der Welt zu entfliehen. Ein Beispiel: Die Terroranschläge vom 11. September 2001. An sie kann sich noch heute fast jeder erinnern. Berechtigterweise sei die westliche Welt empört gewesen angesichts dieses Verbrechens. Es starben 2973 Menschen. Von den mehr als 17’000 Kindern unter zehn Jahren, welche am selben Tag in der südlichen Hemisphäre am Hunger und seinen unmittelbaren Folgen gestorben waren, wie es jeden Tag der Fall ist, «von ihnen hat praktisch niemand gesprochen», meint [Jean] Ziegler zu seiner Enkelin. Wer trägt die Schuld an dieser kognitiven Dissonanz, diesem falschen Bewusstsein? Die «Kosmokraten» und Herren dieser Welt, denen es gelingt, uns einzureden, dass sie das Gemeinwohl vertreten würden. Die Ketten werden nicht mehr um die Füsse gelegt, sondern sind bereits in unserem Kopf. Deshalb sei es heute auch einfacher, sich das Ende der Welt als das Ende des Kapitalismus vorzustellen. Die «neoliberale Wahnidee» beherrscht uns mittlerweile alle, glaubt Ziegler. …“ | Quelle: https://www.infosperber.ch/freiheit-recht/menschenrechte/was-am-kapitalismus-so-schlimm-ist-kurz-erklaert/ // https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Ziegler
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Steffen Mau (2017): “ … die Spreizung auf dem Arbeitsmarkt ist ein Muster, das wir in allen westlichen Gesellschaften finden. Das ist eine Auswirkung der Globalisierung, die die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern auf den Arbeitsmärkten vertieft. Dazu kommt der Effekt, den Piketty in seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ analysiert hat: Die Einkommen aus Kapital steigen stärker als die aus Arbeit. …“ | https://taz.de/Soziologe-ueber-Ungleichheit/!5468036/
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curiouscat (22.08.2021):: “ … „Christoph Butterwegge: … „Eine „marktwirtschaftlich“ organisierte, kapitalistische und am Neoliberalismus orientierte, von Ökonomisierungs-, Kommerzialisierungs-, Privatisierungs- und Deregulierungstendenzen gekennzeichnete Gesellschaft wie unsere basiert auf der Ungleichheit als wesentlichem Strukturelement. Seit geraumer Zeit ist die wachsende Ungleichheit das Kardinalproblem unserer Gesellschaft, wenn nicht der ganzen Menschheit. … [Quelle] …“ Ich hätte mir noch mehr Ausführungen über den wachsenden Gehaltsunterschied zwischen Vorstand und Arbeitern gewünscht und auch mehr Erklärungen dazu. Immerhin können wir nur etwas ändern wenn die Menschen verstehen was und wieso Kapitalistische neoliberale Politik den meisten Menschen schadet und es in Deutschland trotzdem nicht vernünftig im öffentlichen Diskurs behandelt wird. …“
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Ein anderer Aspekt:
„… Weder eine andere Politik noch eine andere Wirtschaft ist möglich ohne eine andere Subjektivität, ein anderes Selbstverständnis. Der Kapitalismus dauert an, weil er ein mentaler Zustand ist. …“ | Aus: „Die Zurichtung des Homo Oeconomicus“ le Bohémien (Walter Beutler, 30. April 2013) | Quelle: http://le-bohemien.net/2013/04/30/die-zurichtung-des-menschen-durch-den-neoliberalismus/
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Der Kapitalismus ist nicht nur aus einer religiösen Mentalität hervorgegangen, – wie es Max Weber in seiner berühmten Studie »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« klassisch dargestellt hat –, sondern er ist selbst ein durch und durch religiöses Phänomen. Marc Jongen (2007)
Klaus Englert (01.05.2019): “ … der Glaube [gilt] gemeinhin als etwas höchst Irrationales, etwas nicht mit der Vernunft Ebenbürtiges. Seit der Philosophie Platons ist der Glaube auf einer unteren geistigen Stufe angesiedelt. Platon urteilt, er sei für den philosophischen Diskurs ungeeignet, weil er uns von der Wahrheit entfernt. Und selbst der protestantische Philosoph Søren Kierkegaard behauptete noch im 19. Jahrhundert: „Credo quia absurdum“, „ich glaube, weil es widersinnig ist.“ Kierkegaard hob immer wieder das Irrationale und Paradoxe des Glaubens hervor. Mit dieser philosophischen Tradition ist die Rationalität der calvinistischen Religion schwerlich in Einklang zu bringen. Für die Calvinisten sind Innerlichkeit und Weltlichkeit, Glauben und wirtschaftliches Handeln eng verknüpft: Zweckrationales Handeln steht bei ihnen an oberster Stelle. „Was für den Nicht-Gläubigen irrational aussieht, ist für den Gläubigen hochrational: Er hält sich rational zu seinem Bedürfnis, von der Welt erlöst zu werden und das Heil zu erlangen. … sagt Gangolf Hübinger … Zweckrationales Handeln bei Calvinisten und Puritanern heißt: Religiöses und wirtschaftliches Handeln sind gleichermaßen vom Erfolgsstreben bestimmt … Weber spricht in der Studie „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ sogar vom „Leitmotiv des Kapitalismus“. … für den Calvinisten ist der persönliche Lebensweg vorherbestimmt durch Gottes weisen Ratschluss. Und dieser Ratschluss ist durch den eigenen Willen nicht zu beeinflussen. Dazu Dieter Birnbacher: „Max Weber betont in seinen Darstellungen, wie paradox dieser Glaube ist. Man muss ja vernünftigerweise sagen, wenn die Prädestinationslehre gilt, dann ist jeder unabhängig davon erwählt oder nicht erwählt, ob er in der Welt das oder das Schicksal erleidet. Es ist von Geburt an festgelegt, welchen Erfolg er in der Welt hat. Also, wie sollte er durch Erreichen des Erfolgs die Fügung Gottes nachträglich beeinflussen können. Das ist rational gesehen absurd. Entweder ich bin fatalistisch dazu gezwungen zu sagen, alles ist vorherbestimmt, was ich in meinem Leben erreiche – ich kann mich anstrengen oder nicht anstrengen –, oder ich gestehe zu, dass ich die Freiheit habe, mein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Und da ist die metaphysische Frage, ob Gott das vorhergesehen und vorausgefügt hat.“ … Für den Calvinisten ist der Zweifel nicht vorgesehen. Denn wer zweifelt, der ist nicht fest in seinem Glauben verankert. Es fehlt ihm an Selbstgewißheit. Der, der zweifelt, rüttelt an seiner von Gott gegebenen Auserwähltheit. … Weber … fragt nicht nur, wie ist Religion durch die Ökonomie bedingt, sondern auch: Wie wird Religion für die Ökonomie relevant. … “ | Aus: „Das stahlharte Gehäuse des Kapitalismus“ | Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/max-weber-das-stahlharte-gehaeuse-des-kapitalismus-100.html
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“ … Der Kapitalismus ist nicht nur aus einer religiösen Mentalität hervorgegangen, – wie es Max Weber in seiner berühmten Studie »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« klassisch dargestellt hat –, sondern er ist selbst ein durch und durch religiöses Phänomen. Die kapitalistische Religion hat drei wesentliche Eigenschaften: Erstens ist sie eine reine Kultreligion, das heißtes gibt keine Theologie und keine Dogmatik, es gibt also keinerlei theoretische Rechtfertigung. Zweitens: dieser Kult ist permanent, er kennt keinen Feiertag – auch wenn das deutsche Ladenschlussgesetz sich immer noch gegen diese Einsicht zu sträuben versucht. Und drittens: dieser Kult wirkt nicht erlösend oder versöhnend, sondern verschuldend und letztlich auch zerstörend. … “ Aus: „Der göttliche Kapitalismus: Ein Gespräch über Geld, Konsum, Kunst und Zerstörung“ Marc Jongen (2007)
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“ … Das Buch [‚Kapitalismus als Religion‚] ist eine Sammlung verschiedener Beiträge von Soziologen, Philosophen, Ökonomen und Literaturwissenschaftlern. Zentrales Thema ist ein Fragment des Philosophen Walter Benjamin (1892 – 1940) mit dem Titel „Kapitalismus als Religion“, das nach seinem Tod veröffentlicht worden ist. Es umfasst gerade einmal drei Buchseiten und beginnt mit dem Satz (S. 15): „Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d.h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die sogenannten Religionen Antwort gaben.“ Und etwas weiter schreibt Benjamin (S. 16): „Darin liegt das historisch Unerhörte, dass Religion nicht mehr Reform des Seins sondern dessen Zertrümmerung ist. …“ | Kommentar zu: Dirk Baecker – Kapitalismus als Religion Taschenbuch (2002)
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“ … Creatio ex nihilo (lateinisch: Schöpfung aus dem Nichts oder Schöpfung aus nichts) bezeichnet die Erschaffung der Welt bzw. des Universums voraussetzungslos aus dem Nichts. … Der Begriff entstand in der frühchristlichen Theologie (Tatian und Theophilos von Antiochien) in Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie. Diese setzte seit Melissos einen ewigen und ungeordneten Stoff (Chaos) voraus, da aus nichts unmöglich etwas werden kann („ex nihilo nihil fit“). Aus monotheistischer Sicht ist Gott die alleinige Ursache für die Erschaffung der Welt. …“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo (3. Juni 2023)
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„… In seinem 2003 erschienen Roman Cosmopolis beschreibt der US-amerikanische Autor Don DeLillo einen Tag im April des Jahres 2000, an dem das Leben des 28-jährigen Milliardärs und Währungsspekulanten Eric Packer endet. Packer bricht mit einer luxuriösen gepanzerten Limousine in das Armenviertel seiner Kindheit auf, um dort den Friseur zu besuchen; die Fahrt, an deren Ende er erschossen werden wird, gestaltet sich zur Höllenfahrt … / … / … Mit dem Tod des kommenden Gottes bleibt nur der säkulare Weltzustand der Verzweiflung übrig. Es ist jene Realität, auf welche DeLillos Eric Packer aufprallt, nachdem er die virtuellen Märkte und den schützenden Kokon seiner Limousine verlassen hat … Oder, wie Jochen Hörisch es ausdrückt: „Man soll, man muss dran glauben, sonst kann die schockierende Entdeckung drohen, dass Deckungen von Geldwerten a priori instabil sind. Glaube ist gedeckt – durch Glaube; Geld ist gedeckt – durch Geld bzw den Glauben an Geld“ (Hörisch 2013: 200) … In seinem Essay Philosophie des Geldes heißt es, das Geld sei nicht nur der (Ab-)Gott der Gegenwart, Mammon, sondern das Geld habe „in seiner psychologischen Form bedeutsame Beziehungen gerade zu der Gottesvorstellung […] Der Gottesgedanke hat sein tieferes Wesen darin, daß alle Mannigfaltigkeiten und Gegensätze der Welt in ihm zur Einheit gelangen, daß er nach dem schönen Worte des Nikolaus von Kusa die Coincidentia oppositorum ist. Aus dieser Idee, daß alle Fremdheiten und Unversöhntheiten des Seins in ihm ihre Einheit und Ausgleichung finden, stammt der Friede, die Sicherheit, der allumfassende Reichtum des Gefühls, das mit der Vorstellung Gottes und daß wir ihn haben, mitschwebt Unzweifelhaft haben die Empfindungen, die das Geld erregt, auf ihrem Gebiete eine psychologische Ähnlichkeit mit diesen“ (Simmel 1989a: 305) … [Es] bedarf [ ] wohl [ ] weniger einer Religionskritik in Bezug auf den Kapitalismus als vielmehr einer Kritik derjenigen Rationalität, die Irrationales produziert, wie im Voodookapitalismus der Finanzmärkte, der aus einem spekulativen Nichts Reichtum für Wenige und Elend für Viele erzeugt, eine creatio ex nihilo, die keine neue Welt schafft, sondern die bestehende zerstört, denn, um abschließend Hegel zu zitieren: „Abstraktionen in der Wirklichkeit geltend machen, heißt, Wirklichkeit zerstören “ (Hegel 1970: 331f ) … “ | Aus: Verlag Westfälisches Dampfboot, Heft 182, 46. Jg. 2016, Nr. 1, 113 – 120 Andreas Arndt: Kapitalismus als Religion? | Quelle: https://www.prokla.de/index.php/PROKLA/article/download/103/82/165 — // https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus_als_Religion
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Heinz-Richard Hey (1926 – 2004): “ … Aber längst wissen wir doch, jede Religion, die sich im Alleinbesitz der Wahrheit wähnt, ist im Kern aggressiv, nährt religiösen Wahnsinn. Das gilt ebenso für die modernen säkularisierten Religionen. Stalin, Hitler, Mao, Pol Pot samt ihren Gefolgsleuten waren, so verstanden, religiöse Wahnsinnige. … Wir alten Europäer … könnten inzwischen ja mal anfangen, uns zu fragen, warum wir immer noch rücksichtslosen Wirtschaftsmanagern und trügerischen Seelenheiltyrannen so viel Macht über uns einräumen. …“ | Aus „Die schlafende Schöne in Formalin und andere frühe Erinnerungen.“ Ullstein, München 2003.
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Aaron selbst wird fortgezogen
Von des Tanzes Wahnsinnwogen,…
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// Aus: „Das goldene Kalb“ Heinrich Heine (1797-1856)
// https://www.textlog.de/heine-gedichte-goldene-kalb.html
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